„Wallfahrt nach
Partschendorf“ zum 100-jährigen Kirchenjubiläum 2006.
Noch vor einem halben Jahr befürchtete
Ortsbetreuer Josef Medek „mit einem leeren Bus“
in Partschendorf Besuch zu machen. Diese Bedenken konnte er
alsbald ausräumen. Seine Landsleute haben ihn nicht im
Stich gelassen. Ein vollbesetzter Autobus startete am 30.
Juni 2006 in Richtung Heimat. Galt es doch dabei zu sein,
wenn die Heimatkirche in Partschendorf ihr 100-jähriges
Jubiläum feiert. Vorausgegangen ist eine Spendensammlung
zur Erneuerung des Kirchendaches, wofür die vor 60 Jahren
aus der Heimat vertriebenen deutschen Bürger von
Partschendorf eine hohe Summe eingebracht haben.
Nach einer unbeschwerten Fahrt, bei angenehmen Temperaturen
haben wir am Freitag Abend unser Quartier „Hotel
GONG“ in Stramberg erreicht.
Am Samstag führte uns gut vorbereitet durch ein VIDEO von
Herrn Scholz, dem 1. Vorsitzenden des Vereins heimattreuer
Kuhländler, zu dem im Jahr 2005 eingeweihten Lapidarium auf
den Friedhof in Neutitschein. Nach einem Stadtbummel ging
es weiter nach Kunewald. Auf ein gutes Mittagessen im
Schlossrestaurant folgte eine fachkundige Führung durch die
restaurierten Räume des Schlosses, musikalisch eingestimmt
durch ein Konzert (Querflöte und Violine) im Festsaal der
„guten Gräfin“. Zu den Fotos
Am frühen Nachmittag näherten wir uns Partschendorf, dem
eigentlichen Ziel unserer Reise. Erleichtert durch einen
„Linienverkehr“ zwischen der Odermühle und dem
Oberschenkhaus mit dem Autobus von Stefan Mayer, konnte
jeder Reiseteilnehmer ihm wichtige Häuser und Menschen
besuchen. Das „Oberschenkhaus“ hatte geöffnet
und viele nutzten die Gelegenheit bei einem kühlen Bier,
dort über Erinnerungen und neue Erlebnisse zu plauschen.
Überraschend gesellte sich zu unserer Reisegruppe Norbert
Heske, geb. 1942 in Partschendorf Nr.83, ein
vielbeschäftigter Unternehmer. Aus Zeitgründen war er
eigens mit dem Hubschrauber eingeflogen, um die
Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum unserer
Heimatkirche am nächsten Tag mitzuerleben. Der Abend klang
aus mit einem Gläschen Sekt zu einem Klavierkonzert,
vorgetragen von einer jungen Künstlerin aus Sedlnitz. Sie
ist die Enkeltochter der Edith Kosler, Vorsitzende vom
„Deutschen Verein“ in Neutitschein, die an
diesem Tag ihren 74. Geburtstag gefeiert hat. Zu den Fotos
Mit dem Sonntag, den 2.7.2006 war der große Tag des
Kirchenjubiläums gekommen. Aus der ganzen Region strömten
die Menschen zu der „Wallfahrtskirche“ nach
Partschendorf / Bartosovice.
Josef Medek, unser Ortsbetreuer, hatte die Feierlichkeiten
gut vorbereitet. Jeder Kirchenbesucher bekam eine
Festschrift in die Hand und die „Akteure“ ihre
Anweisungen. In der bis auf den letzten Platz besetzten
Kirche zelebrierte Seine Excellenz Bischof Frantisek V.
Lobkowicz aus Ostrau mit Pfarrer Mieczyslaw Serednicki
Bartosovice und dem Stadtpfarrer von Neutitschein den
Festgottesdienst. Viele Ministranten, große und kleine,
ergänzten die schöne Szene. Die musikalische Ausgestaltung
lag in den Händen von Jiri Olbrecht an der Orgel, dem
Bläserquartet Ladislav Marias und dem Kirchenchor Studenka
/ Budovice. Die Leitung hatte Vera Sustkova aus Brosdorf.
Der Bischof predigte tschechisch und deutsch, die Lesungen
und Fürbitten hörte man ebenfalls in beiden Sprachen wobei
die deutschen Besucher mit einbezogen wurden. Die Predigt
durchzog der Gedanke der Versöhnung. Bischof Lobkowicz gab
der Hoffnung Ausdruck, dass zwischen den einstigen
Bewohnern und denen, die heute in Bartosovice /
Partschendorf leben, die Bereitschaft zu freundlichen
Kontakten und Zusammenarbeit weiter wachsen möge.
Ergreifend endete der „Versöhnungsgottesdienst“
mit einem gemeinsam gesungenen „Te Deum“.
Pfarrer Mieczyslaw Serednicki bedankte sich beim Bischof
für seinen Besuch und bei den deutschen Besuchern für die
Spende zu dem neuen Kirchendach. Im Anschluß daran
erinnerte Josef Medek an den letzten Gottesdienst vor 60
Jahren in dieser Kirche und sprach den Dank aus für die
gelungene Feierstunde, der mit einem spontanen Beifall
bedacht wurde.
Unter Posaunenklang und einem gemeinsam mit deutschem und
techischem Text gesungenen Marienlied, zog der Bischof mit
seinem Gefolge zum Ausgang der Kirche und segnete die im
Vorraum angebrachte Tafel: „Zur
Erinnerung an den Versöhnungsgottesdienst“ am
2.7. 2006.
Zusammen mit dem Bischof, Pfarrer und der Frau
Bürgermeisterin formierten sich die Partschendorfer auf der
Kirchentreppe zu einem Gruppenfoto. Unser Ortsbetreuer
entrollte einen „Spendenscheck“ und übergab
symbolisch die Spendensumme von EURO 13.000.- an den
Herrn Pfarrer Serednicki und die Kirchengemeinde von
Bartosovice. Ein denkwürdiges Ereignis in Partschendorf /
Bartosovice, 60 Jahre nach der Vertreibung der deutschen
Bürger aus der Heimat.
Bei „Kaiserwetter“ pilgerten die
Kirchenbesucher auf den Friedhof. Ein schöner Kranz,
gestiftet von der Gemeinde Bartosovice, symbolisiete die
Verbundenheit mit Schleifen in tschech. und deutschen
Farben. Je ein Bürger beider Volksgruppen trugen gemeinsam
diesen Kranz durch ein Spalier der Besucher, die sich
aufreihten vom Eingang bis zum Hauptkreuz des Friedhofs.
Stimmungsvoll ertönte aus dem Hintergund barocke Blasmusik.
Gebete, Gedanken und ein Gedicht von Ewald Jahn,
vorgetragen von Herta Maucher geb. Kopetschke, „Zur
Versöhnung in Partschendorf“ rundeten die
Gedenkstunde ab.
Beim festlichen Mittagessen im Schloss wurden Grußworte
gesprochen. Die Frau Bürgermeisterin bedankte sich für die
Spenden zur Kirchenrenovierung und würdigte sie als Beitrag
zur Vertiefung der zwischenmenschlichen Beziehungen beider
Volksgruppen. Fridolin Scholz, Landschaftsbetreuer vom
Kuhländchen begrüßte die Festgäste und würdigte die
Verdienste Seiner Excellenz Frantisek V. Lobkowicz Bischof
von Ostrava – Opava und ehrte ihn mit der Verleihung
der „Kuhländler Medaille“.
Josef Medek unser Ortsbetreuer, hatte dann auch noch eine
Überraschung parat. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums
der Kirche in Partschendorf brachte er ein Gastgeschenk
mit: Schöne Kaffeetassen mit Fotomotiv von der Kirche /
Partschendorf 1906 – 2006, die von den Beschenkten
gerne als Andenken und Erinnerung an dieses
„Jahrhundertfest“, angenommen wurde. Das
gesellige Zusammensein klang aus bei einem guten Kaffee und
„Bratlekuchen“. Zu den Fotos
Am nächsten Tag fuhren wir auf Einladung des Bischofs in
Begleitung von sachkundiger Führung über Freiberg,
Geburtsort von Sigmund Freud mit Museumsbesuch und
Stadtkirche mit Wappen von Erzbischof Martin Medek, zum
Bischofssitz nach Mährisch Ostrau. Dort erwartete uns Herr
Vaclav Kotasek, der leitende Architekt, der für die
Renovierung des neuen Kirchendaches in Partschendorf
zuständig war. Er erklärte uns die alte Stadtkirche und
führte die Reisegruppe in die neue bischöfliche Residenz,
für deren Errichtung er verantwortlich war.
Nochmals führte uns der Weg über Partschendorf, wo die Frau
Bürgermeisterin uns nach kurzem Aufenthalt herzlich
verabschiedet hat.
Die Heimreise am Dienstag ging über Neuhaus nach Budweis.
Neuhaus ist ein sehr schönes Städtchen mit vielen arch.
Sehenswürdigkeiten. Eine Durchreise zum Mittagessen war da
viel zu kurz. Eine Brauerei-Besichtigung in Budweis an
diesem Tag, stand auch noch auf dem Programm. Mittwoch
Vormittag Schloss und Park des nahegelegenen Frauenberg
(Hluboka)und nach einem deftigen Mittagessen in der
traditionsreichen Eggenberger Brauerei in Krummau wurden
wir sachkundig durch die einmalig schöne Altstadt von
Krummau geführt.
Eine eindrucksvolle, schöne Kunst-und Kulturreise in die
Heimat unserer Vorfahren wird uns in bester Erinnerung
bleiben. Dank an Stefan Mayers Fahrkunst, der alle
Reiseteilnehmer wieder pünktlich in ihre Heimatorte
brachte. Der herzliche Dank aller gilt Ortsbetreuer Josef
Medek mit seiner Ehefrau Helma und Tochter Martina, die ihn
tatkräftig und fürsorglich unterstützten. Zu den Fotos
Erika Müller geb. Kopetschke (Pdf. 303)