Die
Partschendorfer Kirche
Die Partschendorfer Kirche -
Juli 2006
Es dürfte die Heimatvertriebenen von Partschendorf
interessieren, etwas über ihre (alte) Kirche in der
ehemaligen Heimat zu erfahren. Ist ja die Kirche der
Mittelpunkt des Dorfes, mit der Wohl und Wehe der Menschen
verbunden ist. Das Partschendorfer Gotteshaus war eines der
ältesten in ganz Mähren. Der 35 m hohe Turm, der heute noch
steht, ist jüngeren Datums und trägt die Jahreszahl 1692.
Sie war ganz aus Stein gebaut und sollen die Bausteine aus
Schlatten stammen. Die innere Einrichtung war barock
gehalten und hätte jedes Museum geziert. Der Hochaltar
hatte einen Dreh-Tabernakel, die beiden Seitenaltäre sowie
die Kanzel waren aus steinhartem Holz und klangen
silberhell wie eine Glocke. Obwohl dieselben in mehreren
Kirchlichen Amtsblättern zum Geschenk angeboten wurden,
bewarb sich niemand darum und sie wurden deshalb
vernichtet. Gerettet wurde der Taufstein, der sich im
Neutitscheiner Museum befindet. An den Innenwänden der
Kirche waren je 3 Epitaphien (Grabsteine), welche Namen
früherer Gutsbesitzer trugen. Dieselben sind jetzt im
Inneren der Kirche angebracht. Der älteste ist aus dem
Jahre 1504, in welcher Zeit ein gewisser Bartosch gestorben
ist - daher der Name Bartosovice (Partschendorf). Die
Tschechen behaupten, dass Partschendorf zu dieser Zeit
tschechisch war. Die Herrschaft war tschechisch, die
Gemeinde war deutsch. Die Herrschaft von Neuhübel - die
Grafen Vetter von der Lilie - hatte ihre Gruft in
Klein-Obersdorf, dort waren sämtliche Inschriften deutsch -
die Gemeinde war tschechisch.
Hochzeitszug vor der
Partschendorfer Kirche - Ende 18. Jahrhundert
Den besten Beweis dafür, dass Partschendorf ursprünglich
deutsch war, lieferte ein Freskogemälde, welches beim
Einreissen der alten Kirche zu Tage trat, das sich zwischen
Presbyterium und Kirchenschiff befand. Dasselbe stellte das
Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus dar.
Die Aufschrift auf diesem Gemälde war deutsch. Anlässlich
einer Firmung war mit dem Weihbischof Dr. Wisnar, Olmütz,
auch der Prälat Vyvlecka, ein großer Schrifttumskenner und
tscheche, anwesend. Dieser stellte nach gründlicher
Untersuchung die Schrift als Rundgotisch fest, welche
ungefähr aus den Jahren 1480 - 1490 herrührte. Wenn also
damals in der Kirche Bilder mit deutschen Inschriften
waren, kann die Gemeinde unmöglich tschechisch gewesen
sein.
Die alten Bürger von Partschendorf werden sich noch gut an
das alte Gotteshaus erinnern können. An der Epistelseite
befand sich die sogenannte "Gerechtsbank", welche nur von
der Gemeindevertretung benutzt werden durfte. Eine
gewichtige Persönlichkeit in der Kirche war der
Nischel-Zirps, welcher für die Ordnung in der Kirche zu
sorgen hatte und sich besonders bei der Schuljugend großen
Ansehens erfreute. Das Gotteshaus war klein und es musste
an einen Neubau gedacht werden. Die Pfarrgemeinde hatte
eine Tochterkirche in der Filialgemeinde Hausdorf. Nach dem
mährischen Kirchenkonkurrenzgesetz hatte die Tochterkirche
die Pflicht, die Mutterkirche zu erhalten, eventuell
aufzubauen. Hausdorf hatte einen Kirchengrund von ca. 24
ha, welcher im Laufe der Jahre durch Schenkungen an die
Kirche zustande gekommen war. Derselbe war verpachtet, und
das Kirchenvermögen war auf 140 000 Kr. angewachsen. Die
Partschendorfer Kirche war sehr arm, zumal der dortige
Pfarrgrund von 24 ha dem Pfarrbenefizium und nicht der
Kirche gehörte. Ebenso hatte das Pfarrbenefizium einen
Besitz von 24 ha in der Nachbargemeinde Botenwald, welcher
aber 1921 durch das Kleinpächtergesetz an die langjährigen
Pächter um den Preis von 102 000 Kr. verkauft wurde. Wie
kam das Pfarrbenefizium Partschendorf zu einem 24 ha großen
Grundbesitz in der Nachbargemeinde Botenwald? In Botenwald
hatten die Nichtkatholiken besonders während des
30-jährigen Krieges und das ganze 17. Jahrhundert hindurch
die Oberhand. Die katholischen Einwohner waren nach
Partschendorf eingepfarrt. Von der Petrowitzer Straße, auf
der Anhöhe unweit einer Windmühle zweigte der alte
Kirchenweg nach Partschendorf ab. Er muss über Petrowitz,
die Oderbrücke beim Oderloch, durch das Partschendorfer
Niederdorf zur Kirche geführt haben. Für die
seelsorgerische Betreuung der Botenwälder Katholiken
erhielt das Partschendorfer Pfarrbenefizium den oben
erwähnten 24 ha großen Grund. Nun dachte die Hausdorfer
Gemeinde daran, eine selbständige Pfarrei zu erhalten. Der
damalige Pfarrer von Partschendorf, Johann Stumm, war auch
ganz für diesen Plan eingenommen und es wurde bereits
Baumaterial für das neue Pfarrhaus nach Hausdorf gefahren.
Doch stellte sich auf einmal der Gutspächter von Hausdorf,
Heisig, entgegen, mit den Worten "die Gemeinde brauche
keine Laus im Pelz". So fiel der ganze Plan ins Wasser, und
mit der Zeit verschwand auch das Baumaterial. Wie Pfarrer
Stumm sah, dass seine so edlen Absichten durchkreuzt waren,
schritt er an den äußerst notwendigen Kirchenbau von
Partschendorf. Als nun die Hausdorfer sahen, dass mit ihrem
Gelde die Kirche in der reichen Gemeinde Partschendorf
gebaut werden sollte, wollten sie wieder die Errichtung
einer selbstständigen Seelsorgestation. Pfarrer Stumm blieb
aber konsequent und betrieb den Kirchenbau. Der
Kirchenkonkurrenzausschuss bestand aus 6 Mitgliedern, 4 aus
Partschendorf und 2 aus Hausdorf. In einer Sitzung wurde
der Kirchenbau mit 4 Stimmen der Partschendorfer gegen 2
Stimmen der Hausdorfer beschlossen. Und nun begann der
Prozess Hausdorf gegen Partschendorf.
Partie um die Kirche in
Partschendorf - 1940er Jahre
Vor der Kirche die "Trafik". Davor: Haus von Viktor Zirps
Nr. 141
Davor: Die Brücke zu Ullrich, Lehnert, Barwig. Rechts:
Pfarrhaus
Hausdorf wollte einen Pfarrer und Partschendorf eine
Kirche. Die Behörden standen auf der Seite von Hausdorf,
trotz des Gesetzes, welches für Partschendorf sprach.
Hausdorf rekrutierte gegen die Entscheidung des
Kirchenkonkurrenzausschuss, doch wurde der Rekurs bei der
Bezirksbehörde, sowie bei der Landesbehörde in Brünn als
ungesetzlich abgewiesen. Nun ging es zum Obersten
Verwaltungsgerichtshof in Wien. Die berühmtesten Advokaten
von Wien, Dr. Lueger, Dr. Pattei, Dr. Weiskirchner, Prinz
Liechtenstein wurden ersucht, die Vertretung von Hausdorf
zu übernehmen, doch wurde dies als aussichtslos abgelehnt.
Endlich fand sich der Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Glaser,
der den Prozess zu Ende führen wollte. Eine halbe Stunde
dauerte die Verhandlung beim Obersten Gericht und der
Prozess war für Hausdorf endgültig verloren. Da die unteren
Behörden noch immer zögerten, die Einwilligung zum Bau der
Pfarrkirche zu geben, musste zu einem Gewaltmittel
gegriffen werden. Nach einer Anmerkung in Taufmatrik
Partschendorfs wurde 1565 daselbst ein Erdbeben
wahrgenommen, bei welchem die Pfarrkirche einen Riss im
Deckengewölbe erhielt. Derselbe wurde mit einem
Papierstreifen überklebt und beobachtet. In einigen Tagen
war der Streifen zerrissen. Sofort erschien eine
behördliche Kommission, Einsturzgefahr war vorhanden, die
Kirche musste gesperrt werden. Der Neubau wurde daher
sofort bewilligt, er kostete 124 000 Kr. Hätte Pfarrer
Stumm den Bau (1905 - 1906) nicht durchgesetzt, währe
dieses Geld wahrscheinlich 10 Jahre später als
Kriegsanleihe gezeichnet worden und Hausdorf hätte keine
Pfarrei und Partschendorf keine Kirche erhalten. Der
Hausdorfer Kirche blieb noch ein Vermögen von 20.000 Kr.,
das Fehlende zur Errichtung einer eigenen Seelsorge hat
Dechant Repper aus Mährisch Trübau, ein gebürtiger
Hausdorfer ersetzt, so dass auch der Wunsch der Hausdorfer
erfüllt werden sollte. Pfarrer Stumm starb 1909. Im Jahre
1910 wurde Administrator Hosa zum Pfarrer von Partschendorf
ernannt, mit der Klausel "Pendente urusa Hausdorfensi",
d.h. falls Hausdorf ausgepfarrt wird, muss er seine
Zustimmung geben.
Das alte Pfarrhaus in
Partschendorf.
Im Juli 1911 hielt der erste Pfarrer Cyrill Souset seinen
Einzug in Hausdorf. Dieser Prozess hat viel Staub zwischen
den Gemeinden aufgewirbelt. Nun haben beide ihre Heimat
verloren. Oft geschehen Zeichen und Wunder, deshalb wollen
wir die Hoffnung auf Rückkehr nicht aufgeben.
Von Msgr. Pater Hugo Hosa, veröffentlicht nach der
Vertreibung