Die "Binderhütt"

binderhuetthoch
Unser Gasthaus "Binderhütt" aus frühen Tagen. Partschendorf Nr. 198

An jener Stelle, an welcher die Straße aus der Neustift in die Dorfstraße einmündet, schräg gegenüber dem Großhof, stand ein altes Schenkhaus. Es stammte aus dem 18. Jahrhundert und gehörte einstens zum Gute Partschendorf. Auf dem Hause ruhte eine Realkonzession, welche dem Inhaber des Hauses den Ausschank von gebrannten, geistigen Getränken genehmigte. Da in früher Zeit einmal ein Wirt nebenbei auch als Binder sein Gewerbe trieb, nannte man das Haus kurz "Binderhütt".

Es war einstens ein Holzhaus, nur durch eine Bretterwand in zwei Räume aufgeteilt. Ein Raum diente als Schankstube, der zweite Raum war Küche, Wohn- und Schlafraum in einem für die Wirtsleute. Die letzten Wirte in dem alten Holzhaus waren die Eheleute Rosenzweig. Als der Wirt starb, führten seine Witwe und deren Schwester das Geschäft weiter. Die alten Frauen hatten wohl einen schweren Stand mit ihren jungen Gästen. Die damaligen jungen Burschen, heute wohlbetagte, alte Herren, erzählen noch mit großem Vergnügen von den Scherzen und dem Schabernack, welchen sie der Wirtin angetan haben. So nannten sie die Küche einfach die "Synagoge", tauschten das Fleisch vom Herde in wenig leckere Sachen, z.B. Stiefelknechte, um. Die Erben der Familie Rosenzweig zogen es daher vor, das bereits baufällige Gebäude zu verkaufen und im Jahre 1912 übernahm der Partschendorfer Kaufmann Franz Peter, welcher sein Geschäft im Gemeindehaus führte, das alte Schankhaus, und baute an dessen Stelle ein großes Gasthaus. Baumeister waren die Erbauer der Spiritusfabrik und der Partschendorfer Kirche, die Herren Czeike und Wondra aus Neutitschein, welche zur gleichen Zeit den Bau der Spiritusfabrik durchführten. Nach den damaligen Bauvorschriften war das neue Gasthaus großräumig, mit sehr hohen Zimmern und Geschäftslokalen. Ebenerdig war das große Gastzimmer, ein Nebenzimmer, eine Küche, ein Kolonialwarengeschäft einschl. 2 Lagerräumen. Im ersten Stock waren 4 große Zimmer, von welchen 2 als Fremdenzimmer Verwendung fanden. Darüber war ein noch ausbaufähiger, großer Dachraum. Unterkellert war das Gebäude mit einem großen Bier-, Wein- und Kohlenkeller, welcher den Nachbarn im letzten Kriege Schutz während der Kämpfe bot. Um der Tradition Rechnung zu tragen, wurde der Name "Gasthof zur Binderhütt" beibehalten. Aus dem alten Schankhaus wurden auch noch zwei Eichentische übernommen, von welchen einer als Stammtisch blieb und wohl von vielen fröhlichen und auch ernsten Stunden erzählen kann, welche an ihm gefeiert wurden.

Vor dem Haus pflanzte Vater Peter 2 Linden und im Garten zu den bereits stehenden Obstbäumen und Kastanien weitere Linden und Kastanienbäume, in welchen zur Blütezeit hunderte von Bienen summten und unter deren Schatten manches frohes Fest gefeiert wurde. Die Kegelbahn bot Jung und Alt am Wochenende und am Sonntag einen beliebten Treffpunkt. Heute ist die "Binderhütt" verfallen., steht leer. Plünderer haben das Haus beraubt und die Bäume im Garten wurden verfeuert.

binderhuettquer
Aufnahme aus den frühen 30er Jahren