Das Partschendorfer Schloss

schloss_2004
Schloss Partschendorf - Mai 2004

Nach Urkunden aus dem 15. und 16. Jahrhundert war das Schloss zu dieser Zeit eine "Veste", und zwar eine Wasserfeste, zum Unterschied von den auf den Anhöhen befindlichen Burgfesten, wie Altitschein, Stramberg, und Hochwald. Das große Schlossgrundstück war von allen Seiten eingefriedet, zum größeren Teil von Gebäuden, wie Beamtenwohnungen, Stallungen, Reitschule und Gewächshäusern, zum kleineren Teil durch hohe Mauern oder Zäune. Im Jahre 1805/06 war darin ein Militärhospital eingerichtet. Es war mit Russen belegt, die an einer epidemischen Krankheit, wahrscheinlich Typhus, litten und von denen viele hier verstarben. Der Meierhof - Schlosshof - den ein Chronist im Jahre 1817 erwähnt, befand sich nicht beim Schloss, sondern ca. 3 Minuten weiter entfernt in südlicher Richtung und in dessen nächster Nähe der herrschaftliche Schüttboden, ein Getreidespeicher. Über seiner handgeschmiedeten Eisentür ist das Wappen der damaligen Partschendorfer Gutsherren, der Grafen Podstatzky, angebracht und darunter die Jahreszahl 1776 eingemeißelt.

schloss_1817
Schlossanlage in Partschendorf - 1817

Im Jahre 1817 war das herrschaftliche Bräuhaus längs des des Weges zur "alten Post" noch in Betrieb. Es muss ziemlich groß gewesen sein und diente auch dem Brauer und seinen Gehilfen als Wohnung. 1890 wurde es abgetragen, war aber bereits lange Zeit vorher wegen Baufälligkeit außer Betrieb. In den Jahren 1869/70, unter dem Gutsherrn Major Aresin-Fatton, wurde das Schloss umgebaut und erhielt damals das Aussehen, das es 1945 noch hatte. 1937 ließ es der letzte Besitzer, Dr. Arthur Czeczowiczka , im Innern modernisieren. Im Jahre 1938, als das Sudetenland und auch unsere Heimat an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, emigrierte er nach London und anschließend hielt es die SS bis 1945 für besetzt. Nach dem Zusammenbruch wurde das Partschendorfer Gut Eigentum des neu errichteten tschechoslowakischen Staates. Es wurde zum landwirtschaftlichen Versuchsgut erklärt und im Schloss selbst eine zweiklassige landwirtschaftliche Schule eingerichtet.

schloss_reitstall
Ökonomiegebäude zum Schloss, hinten die Reitschule - Nach 1945 zerstört

Das Schloss stand zu Ausgang des 19. Jahrhunderts inmitten eines schönen Parks, den viele Jahre der damalige Schlossgärtner Franz Wicherek betreute. Die Schönheit dieses Parks zu schildern, ist am besten Frau Josefine Freisler, geb. Wicherek, berufen, weil sie als Tochter des ehemaligen Gärtners alles aus eigener Anschauung und eigenem Erleben kannte. Hier der Wortlaut der Schilderung:

"Die Schlossbesitzer im Kuhländchen liebten es von jeher, ihre Herrschaftssitze mit schönen Gärten zu umgeben. Sie hielten sich eigene Gärtner zur Gestaltung und Erhaltung ihrer Freude an dem schönen Fleckchen Erde. So ein alter, parkähnlicher Garten umgab auch das Partschendorfer Schloss. Durch zwei große Tore und zwei versteckte Gartentürlein konnte man dies kleine, recht sorgsam eingefriedete Paradies betreten. Die Nordwestseite entlang bildeten vier Gewächshäuser mit einer breiten Glasfront die Abschirmung gegen das Dorf zu. Diese sonnigen und lichten Räume boten die besten Bedingungen für das Gedeihen prächtiger Pflanzen. In einem wurden Rosen und Orchideen gezüchtet, in den anderen exotische Exemplare von Blattpflanzen, wie Kamelien, Fächerpalmen, Phönixpalmen, Lorbeerbäume und noch so manche andere, die ihre Heimat im sonnigen Süden haben. Zu jeder Jahreszeit konnte man blühende Topfpflanzen bewundern. Während des Sommers wurden die meisten Glashausgewächse in den Park gestellt, im Herbst wurde ein Wintergarten im Schloss damit eingerichtet. Für die jungen Herrschaften gab es einen Tennisplatz; im Schatten sehr alter Bäume konnte man der Ruhe pflegen. Da gab es eine Riesen-Platane, Edeltannen, Rotbuchen, Kiefern, ein weißblättriger Ahornbaum, eine Schirm-Ulme, in der Turteltauben nisteten. Viele Arten von Ziersträuchern, darunter auch Magnolien, waren in sinnvoller Anordnung im ganzen Schlossgarten verteilt. Drei große, mit Teppichpflanzen ausgesetzte Blumenrabatten, ein Rundbeet mit Rosen, bildeten mit Bäumen und Sträuchern zusammen ein Paradies, in dem noch die Nachtigallen sangen. Inmitten desselben war ein kleiner Teich, der von einem kleinen Bächlein, das aus "Demels Busch" kam, mittels eines Wehres gespeist wurde. Sein Wasser diente bei trockener Zeit zum Begießen der Anlagen. Durch den Schlosspark floss auch auch der Dorfbach, über den drei Brücken führten. Diese, sowie auch das bei "Butter-Schenks", wurde bei Hochwasser hochgezogen, um sie vor Beschädigung zu schützen. Bis zum Jahr 1900 wurde zu Fronleichnam unter dem Balkon des Schlosses der zweite Altar eingerichtet und hier der Segen der Eucharistie gespendet. Von Ostern bis Allerheiligen wurde aus den Gewächshäusern blühende Topfpflanzen und grüne Ziergewächse zum Schmücken der Altäre in die Kirche gebracht. Es bot einen eigenartigen Reiz, wenn sich da, infolge der von den brennenden Kerzen aufsteigenden warmen Luft, die Blätter in den Fächerpalmen leise bewegten. Ein kurzer Weg führte vom Park in den großen Gemüse- und Obstgarten. Hier gediehen außer allen Arten von Gemüse und Beerenobst auch feines Tafelobst, wie Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben und Melonen, ja sogar Feigen. Letztere wuchsen in einem eigenen Blockhaus, das im Winter geheizt wurde. All diese gärtnerischen Köstlichkeiten kamen dann über die Schlossküche auf die herrschaftliche Tafel. Im Jahre 1900 wechselten Schloss und Gut Partschendorf den Besitzer. Der neue Herr war mehr kommerziell eingestellt und ließ unrentable Einrichtungen des Gartenbaues eingehen, so dass die Gewächshäuser und der Park immer nüchterner wurden. Den alten Gärtner freute dann die Arbeit nicht mehr und er ging auf Anruf nach Sedlnitz, um dort bis zu seinem Ableben den Garten des Eichendorff-Schlösschen zu hüten".

schloss_1944
Schlossanlage in Partschendorf - Foto einer Postkarte von 1944

schloss_ransicht
Schlossanlage in Partschendorf - Foto aus den 1940er Jahren