Das Gemeindehaus

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Das Gemeindegasthaus in Partschendorf

Es war ein ca. 40 m langes Gebäude in der Mitte des Dorfes an der Bezirksstraße gelegen. Es wurde als Brandweinhaus, vielleicht auch als Brandweinbrennerei seinerzeit von der Gutsherrschaft als ebenerdiges Gebäude errichtet. Das Jahr 1742 darf wohl als Gründungsjahr gelten; denn beim Saalumbau im Jahre 1937, während der Amtszeit des damaligen Bürgermeisters Heinrich Pesch von Nr. 98, musste auch die in das Gebäude führende mittlere Eingangstür verbreitert werden. Bauarbeiter stießen dabei auf ein Porzellangefäß mit vermoderten Papieren, aus denen nur die Jahreszahl 1742 noch zu enträtseln war. Bürgermeister Pesch ließ an der rechten Seite des Eingangs in Höhe der Türschwelle wieder Schriften hinterlegen, diesmal auf Pergament geschrieben und in einem Weckglas verwahrt. Vielleicht halten sie sich besser als jene in dem Porzellangefäß; denn die Porzellanerzeugung fand in Europa erst im Jahre 1709 Eingang, war also um 1740 ein noch sehr junges Gewerbe, daher wahrscheinlich die geringe Widerstandsfähigkeit des Porzellans gegen Feuchtigkeitseinwirkung. Besitzer der Herrschaft Partschendorf war damals Domherr, Graf Joh. Jos. Podstatzky, der auch das Pfarrhaus erbauen ließ.

Im Jahre 1867 wurde auf das ebenerdige Haus ein Stockwerk aufgesetzt, doch etliche Jahre später vom damaligen Herrschaftsbesitzer Major Aresin-Fatton wegen Geldschwierigkeiten an die Gemeinde verkauft. Zu Haus Nr. 138 gehörte eine Gastwirtschaft mit Tanzsaal und eine Wohnung für den Wirt, eine Gemischtwarenhandlung mit Wohnung für den Pächter; eine Käseerzeugung mit Wohnung für die Pächterfamilie, eine Kanzlei für den im Ort stationierten Gendarmerieposten und eine Wohnung für den Postenkommandanten, ein Zimmer für eine Lehrkraft und eine Gemeindekanzlei. Diese Räumlichkeiten erbrachten im Durchschnitt einen jährlichen Mietertag von 14.000 Kc.

Im Jahre 1930, während der Amtszeit des Bürgermeisters Rudolf Wanke, wurden die im Hofraum des Gebäudes liegenden Keller- und Vorratsräume wie Eiskeller, Käsemagazin, Lebensmittel-Lagerraum, sowie Schoppen für Brennmaterial teils renoviert, teils neu erstellt, mit einem Kostenaufwand von 40.000 Kc. Im Jahre 1937, während der Amtszeit des Bürgermeisters Heinrich Pesch, wurde der bestehende Tanzsaal abgetragen, weil er den Erfordernissen der damaligen Zeit nicht mehr entsprach. Er wurde mit einem Kostenaufwand von 320.000 Kc. neu aufgebaut, wovon 300.000 Kc. auf den Saalbau und 20.000 Kc. auf die nötigen Toilettenräume entfielen. Nach Fertigstellung des Baues stellte die Brauerei Straßmann, Mährisch-Ostrau, dem Bürgermeister auf diese Realität ein Kaufangebot in Höhe von 1.5 Millionen Kc. Ein Verkauf war jedoch nicht notwendig, da die Gemeinde einen Staatszuschuss von 40% der Baukosten und 10 Kc. pro Arbeitstag erhielt, denn der Neubau fiel in jener Zeit der Arbeitslosigkeit unter Devise "Arbeitsbeschaffung".

Im Jahre 1940 kam es durch die Initiative des damaligen Neutitscheiner Landrates während der Amtszeit des Bürgermeisters Wilhelm Jahn doch zum Verkauf, weil Reparaturen an dem fast 200 Jahre alten Gebäude die Gemeindefinanzen immer wieder belasteten. Die eine Hälfte des Gebäudes, in dem sich die Gastwirtschaft befand, erwarb der bisherige Pächter derselben, Karl Willert, die andere Hälfte der Bahnbeamte Heinrich Korpetschke. Mit dem Erlös von 40.000 RM wurden Hypotheken bezahlt. Ferner sollte in dem geräumigen und zentral gelegenen Garten hinter dem Haus Nr. 286 ein neues Gemeinschaftshaus erstellt und das Schulhaus Nr. 147 in ein neues großes Schulgebäude umgestaltet werden, das eine Volks- und Bürgerschule umfassen sollte. Zu letzterer waren sogar die Baupläne bereits fertiggestellt. Doch der für uns Deutsche so katastrophale Ausgang des Zweiten Weltkriegs löschte jeden Gedanken an solche Vorhaben aus.

Nach 1946 wurde im ehemaligen Ladengeschäft des Gemeindehauses ein moderner Selbstbedienungsladen eingerichtet, der Lebensmittel und Industriewaren feilbietet. Zu diesem Zweck wurde aus dem Geschäftsraum und der ehemaligen Pächterwohnung ein einziges Lokal gemacht. Auch das Gemeindegasthaus wurde im Zug des Neuaufbaus nach dem Krieg von den Tschechen modern eingerichtet.